The 80/20 easy dial-in espresso you wanted
KAFFEEFARMER Andres Quintanilla / Deepak Chengappa · HERKUNFT El Salvador / Indien · KAFFEEFARM Finca La Buena Esperanza / Palthope Estates · PLANTAGE Finca La Quintanilla / Palthope Estates · VARIETÄT Castillo / Old Paradenia · VERARBEITUNG Natural / Fully Washed · BOHNENGRÖßE 15up
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Wer bereits Kaffee bei uns im Geschäft gekauft oder hier auf unserer Seite gestöbert hat, dem wird aufgefallen sein, dass wir keine Cuvees machen.
Es gibt grandiose Kaffees zum Mischen, es gibt grandiose Tassen, die daraus entstehen, aber auf einen Treffer folgen unzählige Gruselbeispiele.
Weshalb haben wir diese Meinung?
Um es philosophisch einzuläuten: " Mischungen sind der Beginn und das Ende unserer Kaffeezeitrechnung."
Als wir klein waren, haben die Eltern oder Großeltern von der "feinen Wilden" gesprochen. Unsere ersten Gehversuche in der Kaffeewelt waren der Tankstellen-Espresso von einem Italiener oder mal eine hochwertige Aluminiumdose vom anderen. Ob, wie manch einer sagt, "Jacobs Dröhnung" oder ein italienischer Klassiker - alles, was wir in der Kaffeewelt kannten, waren Mischungen.
Ist das per se schlecht? Nein.
Wurde es besser? Ebenfalls nein!
Wir sind in der Kaffeewelt quasi vor 50 Jahren stehen geblieben und haben immer weiter darauf aufgebaut, neue Mischungen gemacht, ein Prozent verändert, mehr Kaffees hinzugefügt oder weniger. Mal schmeckt eine Tasse, dann ändert sich die Charge (natürlich nicht, wenn Mischungen auf den Tonnen-Maschinen der Industrie geröstet werden).
Nach zehn Jahren als Kaffeeröster habe ich Einblick in viele Röstereien bekommen und gesehen was zu Mischungen wurde. Teilweise wird bereits auf den Farmen der letzte Dreck, im wahrsten Sinne des Wortes, zusammengekehrt und der Sack Rohkaffee damit gefüllt.
Auch in Röstereien gilt oftmals das Konzept "Was muss weg?".
Seit Tag 1 habe ich nie Mischungen gemacht, außer mal zu Ostern, Weihnachten, Straßenfesten oder unserem Jubiläum.
Es ist nichts leichter als sich einen bedeutungslosen Text zu überlegen, die Schlüsselworte "vollmundig", "ausgewogen", "cremig" verwenden und dem Ding einen sympathischen Namen geben, EDIE zum Beispiel.
Der einzige Grund diesen Kaffee nicht zu kaufen wäre, wenn der Ex zufällig so heißt.
Viel zu selten wird der Kaffeeröster hinterfragt. WAS ist genau darin und WESHALB wurde es gewählt?
Die Antwort "x% Arabica und so viel Robusta, weil das einen schönen Espresso ergibt." wäre aber auch nicht zufriedenstellend.
Als die Dylan & Harper Kaffeerösterei 2016 eröffnet wurde, haben wir versucht mit sortenreinen Parzellenkaffees, mit unaussprechlichen Namen, Preisen, die bis dato niemand aufgerufen hatte, in Verpackungen mit Zip und Ventil, die niemand hatte, darauf aufmerksam zu machen, dass es da draußen mehr gibt als die tausendste 80/20 Mischung mit einem sympathischen Namen, nichts aussagendem Text und das ganze so günstig wie möglich in nicht wieder verschließbaren Verpackungen.
Einige Kollegen mit sehr guten sortenreinen Kaffees, gaben sich im Laufe der Zeit der Nachfrage hin und kreierten einen günstigen und im Vergleich zu ihrem restlichen Sortiment, qualitativ weitaus niedrigeren Blend für die Gastronomie bspw.
Das finde ich nicht richtig, aber die Gastronomie ist ein anderes Thema.
Im Laufe der Jahre haben wir bei Dylan & Harper bewiesen, dass es für die Natur, die Menschen auf der Farm und ausschließlich direkt gehandelt, möglich ist einzigartige Kaffees zu rösten. Mittlerweile ist jedoch viel Zeit vergangen und sortenreine Parzellenkaffees sind keine Seltenheit mehr - deshalb kehren wir wieder zum Anfang zurück...
Wie schaffen wir es, neue Kunden, die zum ersten Mal bei uns sind und vor einem Berg voller Parzellennamen in verschiedenen Sprachen stehen, einen Kaffee zu geben, der sie nicht überfordert, vielleicht sogar auf Anhieb gefällt und zurück zu uns führt?
Die Geburtsstunde von ED-IE war im Dezember 2023.
Zum Jahresende mussten wir zum wiederholten Male feststellen und akzeptieren, dass nicht jeder Kunde zu uns kommt und gleich den "Honey Processed Low-Caf Hybrid Aramosa", den es weltweit nur auf zwei Plantagen gibt, haben möchte.
Wir haben Neukunden, die genau aus dem Grund zu uns kommen, weil wir einige Kaffees mit der Einleitung "Der einzige..." haben. Da man mittlerweile weiß, dass wir kein Marketing können, stimmt das leider auch immer.
Manchmal ist aber dieser einzige Agaro in Europa oder Liberica in Deutschland auch mal ausverkauft und wir müssen auf die neue Ernte warten. Auch die vierte Edition des Adventskalender mit über 20 sortenreinen Raritäten hat die Realisierung des ED-IE nicht aufgehalten!
"Mit ED-IE wird jeder zufrieden sein." So sehr ich diesen Gedanken in den letzten Jahren als Röster abgelehnt habe, so befriedigt bin ich nun selbst damit *grins*
Es stecken einige Gedankenspiele darin und Aspekte, die motivieren und den Spaß am Kaffeerösten erhalten. Entgegen der Annahme Mischungen entstehen durch Kaffees, die aus dem Lager müssen, habe ich für den ED-IE bewusst drei komplett neue Rohkaffees gekauft!
Der Kerkiecoondah, der auch sortenrein angeboten wurde, war zu 20% als Canephora in dieser 80/20 Mischung.
Die beiden Arabicas kamen aus Indien (Badra Estates) und Mexiko (Finca Hamburgo). Beide Varietäten waren zwar nicht neu für uns, aber wir hatten sie noch nicht von diesen Feldern.
Der Canephora war sogar mein Erster Honey-Processed!
Mit dem indischen Arabica (Jember) wollte ich Kakaonoten mit etwas Beeren hinzufügen. Gleichzeitig ist er bekannt für leicht laktische Noten. Wir haben also etwas cremiges, eventuell Beerenjoghurt.
Der Mexikaner lieferte die Spritzigkeit. Tatsächlich ist ED-IE nicht wirklich spritzig oder erfrischend (vielleicht wird er es mal), aber höchst balanciert und genau für diese Balance brauchte ich einen süßlich-fruchtigen Bourbon aus Mexiko.
Der Bourbon ist etwas später gepflückt worden (Tercer Corte) und hat durch die längere Reife am Ast mehr Komplexität.
Die 20% des Floral-Süß-Klassischen Canephoras, der eine Mischung in sich ist, ergänzen die Komposition.
Damit wären die Fragen nach dem "was ist darin und weshalb?" beantwortet, gäbe es da nicht das Problem der Beschaffenheit..
Da der ED-IE enorm gut bei euch ankam, mussten wir uns ab Herbst nach einer neuen Rezeptur umschauen. Der Bestand der einzelnen Komponenten war einfach ausgetrunken. So ziemlich genau jeder Kaffee war leer, wir haben weder Kerkiecoondah mehr, noch den Jember, noch den Mexikaner.
Also haben wir uns auf die Suche bei unseren fünf Partnerfarmen gemacht, um einen neuen ED-IE zu kreieren und wir wurden exakt auf den anderen, noch nicht verwendeten Plantagen, fündig!
Tatsächlich ist der ED-IE ab November eine neue Komposition, bestehend aus Kaffees von Andres und Deepak.
Nicht nur, dass wir mit Andres sehr guten Kontakt pflegen und er als jüngster Farmer auch ein rising star ist, nein die Kaffees haben einfach eine unglaubliche Qualität und das sieht man bereits an den Bohnen. Ob natural oder washed, die Bohnen sind homogen, sauber und vielfältig, da er mittlerweile über zwanzig Varietäten anbaut!
Deepak haben wir lange im Sortiment vermisst. Als Hüter des Nagarhole Wildlife Sanctuary ist er ein wahrhaftiger "Man of the Jungle" und so erhalten auch seine Parzellen tierische Namen. Er ist spezialisiert auf Canephoras, wohl mit die besten, die Karnataka (Indien) zu bieten hat!
Wir waren in der letzten Zeit ganz gut mit Canephoras von unserer anderen indischen Farm bedient, deshalb hatten wir lange keine wilden Parzellennamen, aber für die neue ED-IE Rezeptur kommt der Bison Field ins Spiel.
Trotz des vielen Gedankenguts und der Planung, die darin stecken, wollte ich einfach eine leckere Tasse kreieren.
Es ist genau das, was man jahrelang bei uns gesucht hat. Just ein einfacher Espresso zum Einstellen und Genießen. Ob man ihn mit 22sek oder mit 35sek extrahiert, es wird ihm nicht groß schaden.
Selbstverständlich wird er sich in verschiedenen Brührezepten geschmacklich unterscheiden.
Welcher Aspekt einem beim ED-IE gefällt, wird man selbst herausfinden müssen. Ich gebe euch nur das Versprechen, dass ich es euch so einfach wie möglich machen wollte:
easy dial-in espresso eben ;-)
Nach bald einem Jahr Erfahrung mit unserem "easy dial-in espresso", wurde es Zeit frischen Wind hinein zu bringen.
Indien hatte Anfang des Jahres leider erschreckende Ernteverluste, sodass ich kaum auf Arabicas zugreifen kann. Ich habe mich entschieden den Arabica-Anteil ab Herbst komplett aus El Salvador zu beziehen und den Canephora sortenrein und klar in die Tasse zu bringen.
Die neue ED-IE Rezeptur geht dadurch in Richtung eines klassischen Espresso und statt der Beeren+Kakao (Jember) Kombination, wird es nun Steinobst+Nuss+Schoko.
Der, besser gesagt die, Arabicas aus El Salvador sind zwar beides Castillos aber in zwei verschiedenen Aufbereitungen. Der Natural bringt Komplexität und schöne Frucht, während der gewaschene Castillo für Klarheit sorgt. Ergänzt wird es mit dem wohl saubersten Old Paradenia, den man haben kann. Dieser fügt eine angenehme Crema-Schicht und Nussigkeit hinzu.
Das ganze als Medium-Dark Roast und der Winter kann kommen!
Nach alledem könnte man den Eindruck bekommen, wir wollten eine eierlegende Wollmilchsau erschaffen.. und tatsächlich läge man damit nicht falsch! Wir möchten, dass man ED-IE jederzeit und bedenkenlos trinken kann und deshalb ist es auch gleich der günstigste Kaffee bei uns!
Obwohl sich darin neue Rohkaffees befinden, die vom Produzenten bereits Inflation, erschwerte Transportwege, Corona-Folgen usw. preislich angepasst sind, haben wir unseren Gewinn maximal gekürzt, um das Pfund unter 20€ zu bekommen!
Um ehrlich zu sein geht mir diese Fake-Inflation in meinem Metier, der Kaffee und Rösterwelt, auf die Nerven. Gerade im Dezember habe ich neue Erfahrungen gemacht und Gespräche mit Branchenkollegen geführt. In der letzten Zeit ist es an mir vorbei gegangen, dass absolut durchschnittlicher Espresso so teuer verkauft wird.
Das war die Motivation ein weitaus besseres Cuvee zu machen und dieses auch weitaus günstiger anzubieten.
Ich hoffe mit dem ED-IE zumindest für einen kleinen Reality-Check bei den Herstellern und Konsumenten von "Espresso Napoli" oder ähnlichen romantischen Erfindungen in der Tüte sorgen zu können.
Verzeiht mir die harten Worte, aber das ist wirklich etwas, was einen, nach zehn Jahren ehrliches Rösthandwerk, enorm stört.
ED-IE ist nicht nur eine geplante Komposition, die uns ein erstes Verkaufsgespräch erleichtern sollte, dabei gleichzeitig mir als Röster den Spaß mit neuen Kaffees ermöglicht und einen leicht einprägsamen Namen hat - nein - es ist vor allem auch ein Kontra-inflationärer Kaffee, der für jeden zugänglich sein muss und mit 18€ für das Pfund wohl der günstigste Kaffee seit über fünf Jahren in unserem Sortiment ist.
Trotz aller Faktoren der letzten Jahre möchten wir Parzellenkaffee zugänglich machen und das macht uns weitaus mehr Spaß als Gewinn.